Urban Media Cultures
- Written by: Matthew Griffin |
- Created: Wednesday, 22 August 2012 13:07
Media façades are a disruptive technology that could potentially redefine how we experience cities, and how we define places. This article was just published in the book Urban Media Cultures.
Ein Medium oder kein Medium, ….. das ist hier die Frage.
Medienfassaden sind in unseren Städten zahlreicher geworden. Sie scheinen auf dem Sprung zu sein, ein standardisiertes Medium zu werden.
Dieser Text untersucht die Auswirkungen von Medienfassaden auf unsere Städte und auf unsere Arbeit als Architekten.
“Im Kommunikationsbereich sind Medien (singular Medium) die Speicher und die Übertragungskanäle oder – werkzeuge, die Informationen oder Daten speichern und übertragen.”
Der Name Medienfassade setzt ein standardisiertes Medium voraus, nämlich Bildschirme, die digitale Informationen in den urbanen Raum transportieren. Ein Medium kann sich erst dann etablieren, wenn es einen hohen Grad an Standardisierung erreicht. Das bedeutet, dass es einen international vereinbarten Standard geben müsste, der definiert wie Inhalte dargestellt werden und wie sie gespeichert, verteilt und gemanagt werden.
Die technischen Probleme einer Standardisierung sind leicht zu lösen, aber Medien etablieren sich erst, wenn sie einen Grad an sozialer Akzeptanz erreichen, der Allgegenwärtigkeit kreiert.
Man kann die Standardisierungskriege zwischen VHS und BETA, oder erst kürzlich zwischen Blu-ray und HD DVD als Beispiel sehen. Auch Elektrizität durchlief einen ähnlichen Prozess, bevor eine großflächige öffentliche Nutzung begann. Medienfassaden werden weiterhin existieren, ob mit oder ohne Standardisierung, aber eine internationale Standardisierung würde sie von einer Nischenindustrie zu einem kulturellen und ökonomischen Giganten transformieren.
Diese Art von Standardisierung würde den Weg zur Finanzierung von Inhalten und zu der Produktion von Bildschirmen bereiten. Sie würde eine neue Ebene von internationaler Verbundenheit anregen und ein riesiges Potential für Werber bieten. Sie würde auch die Art, wie wir Städte nutzen und verstehen ändern. Diese ökonomischen Kräfte würden die städtischen Genehmigungsbehörden erheblich unter Druck setzen, die Medienfassaden zu befürworten.
Die Besonderheit einzelner Gebäude zu gewährleisten, würde diesen ökonomischen Kräften genau entgegenstehen. Der Gedanke, dass eines Tages standardisierte Informationsübertragungssysteme auf jedem Gebäude, das die Verträge unterzeichnet, erstrahlen, ist eine Bedrohung für die Spezifität unserer Städte. In den Köpfen aller Architekten und Stadtplaner sollten die Alarmglocken läuten.
Was können Medienfassaden, das kein anderes Medium kann?
Für Werber und Mediendesigner ist diese Frage leicht zu beantworten, aber für die Hauptnutzer dieses Mediums ist das Bild alles andere als klar. Was gewinnt die Person auf der Strasse von etwas, das wir auch als ein grosses elektronisches Werbeplakat bezeichnen können?
Smart Phones liefern schon jetzt Inhalte und Dienstleistungen, die sich auf den Standort beziehen und die auf die besonderen Bedürfnisse und Interessen des jeweiligen Nutzers zugeschnitten sind. Was kann also der große Bildschirm liefern, das der kleine in der Hosentasche nicht liefern kann?
Bis es eine zufriedenstellende Antwort auf diese Frage gibt, wird es zunehmend schwieriger werden, Genehmigungen für den Bau solcher Medienfassaden zu bekommen. Stadtbedienstete werden gezwungen sein, die sozialen Kosten gegen die sozialen Gewinne abzuwägen. Was bekommt die Gesellschaft als Gegenleistung für die gleißende Lichtverschmutzung, die Bedrohung durch abgelenkte Autofahrer oder den Verlust lokaler Identität und demzufolge sinkenden Touristenzahlen, um nur einige der Konsequenzen beim Namen zu nennen.
Deadline hat eine Low-Tech Medienfassade für ein Jugendhilfezentrum in Berlin entworfen und gebaut, um den Jugendlichen eine Möglichkeit der Beteiligung an dem Zentrum und eine Kommunikationsmöglichkeit mit der Umgebung zu geben. Es ist ein gutes Beispiel einer lokal integrierten Medienfassade, eine konkrete physische Antwort auf die oben gestellte Frage.
Jugend Hilfe Zentrum Marzahn Hellersdorf
2008 transformierte Deadline in Hellersdorf, einem sozial benachteiligten Gebiet am östlichen Berliner Stadtrand, eine ehemalige ostdeutsche Kindertagesstätte zu einem Jugendhilfezentrum. Das Gebäude ist ein typisches Beispiel ostdeutscher Plattenbauten der 70er Jahre.
Das Ziel der Sanierung war es, dem Baustil Respekt zu erweisen und ihn nicht, wie sonst üblich hinter einer Wärmedämmfassade zu verstecken, sondern den Stil im Gegenteil zu überhöhen. Gleichzeitig sollte ein Signal der Transformation in die Nachbarschaft gesendet werden, das geeignet ist, die bedrückend wirkende Nachbarschaft aufzuwecken. Die Fassadengestaltung wurde nur für diesen Ort entwickelt.
Mithilfe einer Low-Tech-Medienfassade fügte Deadline der starken lokalen Identität des Gebäudes eine weitere Ebene zeitgemäßer Geschichte hinzu. Die typischen Plattenbaufugen wurden mit spiegelnden Edelstahlschienen nachgezeichnet, so dass die Plattenstruktur mit einem futuristisch wirkendem Material hervorgehoben wurde. Nachts wurden diese Fugen durch integrierte LED Streifen zu der Matrix eines Systems großer Buchstaben-Pixel, die zu primitiven Lichtwörtern oder abstrakten Lichtmustern programmiert werden können. Die Jugendlichen können die leicht programmierbare Fassade nutzen, um Licht-Nachrichten in die Nachbarschaft zu senden.
Das Gebäude ist ein Beispiel für die Möglichkeit Medienfassaden so zu gestalten und anzuwenden, dass sie das Potential haben, eine weitere Dimension zu der Aufgabe des Architekten hinzufügen.
- Es benutzt die Technologie als eine expressive Ebene, die die neue Identität des Gebäudes als Jugendhilfezentrum stärkt.
- Es überhöht den historischen Wert des Gebäudes, ohne die Originalarchitektur zu zerstören.
- Es ermutigt einen dynamischen Austausch zwischen dem Gebäude, den Leuten, die es nutzen und der Nachbarschaft.
- Die subtile und unaufdringliche Detaillierung lenkt nicht ab und stört nicht.
- Der Inhalt wird lokal produziert und ist nur für den lokalen Gebrauch bestimmt.
- Diese Funktion könnte mit keinem anderen Medium erreicht werden.
Dennoch kann die Fassade des Jugendhilfezentrums nicht als Medium bezeichnet werden. Obwohl es ein großmassstäbliches Kommunikationswerkzeug ist, kann es nur an dieser einen Stelle wirken und der Inhalt wird nur für diesen Ort maßgefertigt. Weil es kein Medium ist, kann es kein Einkommen generieren. Deshalb wird der Inhalt nur so lange Bedeutung haben, wie die Jugendhilfeprogramme in dem Gebäude laufen.
Fassaden haben immer zwischen dem Innenleben eines Gebäudes und der Welt darüber hinaus vermittelt. Die Medienfassade des Jugendzentrums fügt dieser Vermittlung eine neue technologische Ebene hinzu.